Auswandern nach Uruguay: Freiheits- und Steueroase in Südamerika

Florentin Bauhaus · 20. September 2023 · 9 Min. Lesedauer
Hüglige Landschaft in Uruguays Sierra im Deparmento Lavalleja

Traumhafte Strände, viel Sonne und wunderschöne Architektur – so lässt sich Uruguay in nur wenigen Worten beschreiben. Das kleine Land an der Atlantikküste punktet nicht nur durch ein einfaches Einwanderungssystem, sondern ist auch aus steuerlicher Sicht sehr interessant. Dabei ist es egal, ob man lieber in der Stadt leben möchte oder als Selbstversorger auf dem Land, denn Uruguay hat für jeden etwas zu bieten!

Inhaltsverzeichnis

Was man über Uruguay wissen sollte

Mit einer Fläche von gerade mal 176.215 km² ist Uruguay das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika und nur etwa halb so groß wie Deutschland. Da die 3,4 Millionen Einwohner vor allem an der Küste wohnen, ist das Landesinnere nahezu unbesiedelt.

An der 660 km langen Atlantikküste finden Meeresliebhaber menschenleere Strände und Dünenlandschaften. Im Landesinneren sorgen fruchtbaren Böden für ideale Bedingungen für Landwirtschaft und Selbstversorger.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle für Uruguays Wirtschaft spielt. Industrie und Tourismus stellen weitere wichtige Standbeine dar. Bemerkenswert ist außerdem, dass der IT-Sektor vergleichsweise sehr gut positioniert ist.

Im Norden grenzt Uruguay an Brasilien und im Westen sowie Südwesten an Argentinien. Durch die zentrale Lage der Hauptstadt Montevideo kann man übrigens innerhalb von nur 2 Stunden mit der Fähre nach Buenos Aires fahren.

Etwa 53,3 % der Uruguayer sind Christen, wovon der Großteil dem katholischen Glauben angehört. Mit 44,5 % ist der Anteil an Atheisten im Vergleich zu andern südamerikanischen Ländern extrem hoch!

Historisch betrachtet kam ein Großteil der Einwanderer aus Italien und Spanien. Deutsche Auswanderer kamen vergleichsweise selten nach Uruguay, stellen aber dennoch eine der stärksten Einwanderergruppen dar.

Steckbrief Uruguay
AmtsspracheSpanisch
HauptstadtMontevideo
Fläche176.215 km²
Einwohner3.426.000
Bevölkerungsdichte19,8 Einwohner pro km²
WährungUruguayischer Peso (UYU)

Klima

Uruguays Klima ist über das ganze Jahr recht mild. Im Norden herrscht ein subtropisches Klima und im Süden ein gemäßigtes.

In den Küstenregionen ähnelt das Klima dem in Südfrankreich und Nordspanien, jedoch sind die Niederschläge in Uruguay über das ganze Jahr gleichmäßiger verteilt.

Durch die Lage auf der Südhalbkugel sind die Jahreszeiten gegenüber den Deutschen genau umgekehrt. Herrscht gerade Winter in Deutschland, so ist Sommer in Uruguay.

Dabei kann man für deutsche Verhältnisse nicht wirklich von Winter reden, denn selbst im kältesten Monat Juni lockt die Hauptstadt Montevideo immer noch mit durchschnittlich 5 Sonnenstunden pro Tag.

Zwar bleibt Uruguay von Naturkatastrophen weitestgehend verschont, im Winter kommt es aber durch kalte Südwestwinde aus Argentinien, den sogenannten Pamperos, häufig zu Verwüstungen in den Küstenregionen. In der La-Plata-Region sorgen hingegen Südostwinde mit starken Niederschlägen regelmäßig für Überschwemmungen.

Frost ist eine Seltenheit, kann aber gelegentlich vorkommen.

Klimatabelle für Uruguay (Montevideo)JanFebMärzAprMaiJuniJuliAugSeptOktNovDez
Sonnenstunden pro Tag10988655678109
Max. Temperaturen in °C282826221915151619202427
Min. Temperaturen in °C17171612108779121517
Regentage pro Monat655665676667
Wassertemperatur in °C222221191513131111151819

Lebenshaltungskosten

In der Regel verbindet man Lateinamerika zwar mit niedrigen Preisen, in Uruguay ist das aber definitiv nicht der Fall.

Das Land gehört zu den teuersten in ganz Südamerika, was man auch leicht am Durchschnittseinkommen von 855,30 € erkennen kann.

Wie in jedem Land ist es schwierig generelle Kosten für das Leben zu veranschlagen, da diese stark von den eigenen Ansprüchen abhängen. Ein Selbstversorger in Uruguays Pampa wird sicherlich mit weniger Geld auskommen, als ein Auswanderer in Montevideo.

Als grober Richtwert gilt, dass eine 4-köpfige Familie, die in Deutschland 4300 € pro Monat benötigt, in Uruguay mit 3500 € auskommt. Für eine alleinstehende Person, die in Deutschland mit 1600 € auskommt, genügen 1230 € pro Monat.

Der Durchschnitts-Uruguayer kommt sicherlich mit weniger Geld aus, aber viele Europäer wollen den hohen Lebensstandard aus Europa nicht missen.

Mietpreis sind im Schnitt 40,7 % günstiger als in Deutschland. Dafür sind einige Produkte, wie z. B. Elektroartikel, durch hohe Zoll und Importkosten deutlich teurer.

Durch das lokale Lohngefüge lohnt sich das Auswandern nach Uruguay, meistens nur für Personen, die ihr Geld im Ausland bzw. online verdienen oder bereits ausgesorgt haben.

Lebenshaltungskosten in Uruguayø
Mahlzeit günstiges Restaurant13,49 €
3-Gänge-Menü Restaurant 2 Personen47,32 €
Milch 1 Liter1,00 €
Brot 500 g2,22 €
Reis 1 kg1,35 €
Eier 12 Stück3,11 €
Käse 1 kg10,66 €
Hähnchen 1 kg8,98 €
Rind 1 kg10,32 €
Kartoffeln 1 kg1,53 €
Äpfel 1 kg1,79 €
Bananen 1 kg2,32 €
Wohnung 1 Schlafzimmer458,69 €
Wohnung 3 Schlafzimmer786,25 €

Aufenthaltsgenehmigung

Deutsche Staatsbürger benötigen für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen kein Visum.

Wer länger im Land bleiben möchte bzw. hierher auswandern will, kommt um das Thema Aufenthaltsgenehmigung nicht herum.

Erfreulicherweise sind die Voraussetzung für das Auswandern nach Uruguay aber recht gering.

Temporäre Aufenthaltsgenehmigung

Eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung kann von allen beantragt werden, die länger als 180 Tage in Uruguay leben möchten. Nach 2 Jahren kann die temporäre Aufenthaltsgenehmigung nochmals um 2 Jahre verlängert werden.

Nach spätestens 4 Jahren ist aber ein Wechsel auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung notwendig.

Notwendige Dokumente

Dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung

Die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung kann beantragt werden, wenn man beabsichtigt länger, als 2 Jahre in Uruguay zu leben oder wenn die temporäre Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen ist und man weiterhin in Uruguay bleiben möchte.

Nach dem Einreichen der Unterlagen erhält man zunächst den Aufenthaltsstatus “residente en tramite” und eine vorübergehende Cedula (Personalausweis). Bis zur Ausstellung der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung dauert es in der Regel 6 bis 12 Monate.

Die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung ist dann 3 Jahre lang gültig und stellt einen in Rechten und Pflichten, bis auf das Wahlrecht, mit uruguayischen Staatsbürgern gleich.

Nach Ablauf der 3 Jahre kann das Dokument einfach verlängert werden, dazu ist es aber nicht notwendig den gesamten Einwanderungsprozess erneut zu durchlaufen.

Der genaue Ablauf kann auf der offiziellen Staatswebseite eingesehen werden.

Notwendige Dokumente

Staatsbürgerschaft

Staatsbürgerschaft Uruguay Übersicht
  • Geburtsortsprinzip Ja
  • Doppelte Staatsbürgerschaft Ja
  • Mehrfache Staatsbürgerschaft Ja
  • Einbürgerung nach 3 - 5 Jahre
  • Visafreie Länder 153
Karte mit der Reisefreiheit eines uruguayischen Pass
Reisefreiheit eines uruguayischen Pass.

Nachdem man 5 Jahre lang mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung in Uruguay gelebt hat, kann man die uruguayische Staatsbürgerschaft beantragen.

Verheiratete Personen, egal ob ihr Ehepartner Uruguayer oder Ausländer ist, können die Staatsbürgerschaft bereits nach 3 Jahren beantragen.

In beiden Fällen zählt sowohl die Zeit mit temporärer als auch mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung.

Zwar ist eine vorzeitige Beantragung der Staatsbürgerschaft aufgrund besonderer Verdienste oder außergewöhnlicher Beiträge für Uruguay möglich, aber für den Durchschnittsauswanderer eher uninteressant.

Der uruguayische Pass ermöglicht die visafreie Einreise in 153 Länder.

Durch die Mitgliedschaft im Mercosur Bündnis, können sich uruguayische Staatsbürger außerdem problemlos in Argentinien, Brasilien und Paraguay niederlassen und arbeiten.

Uruguay erlaubt sowohl die doppelte als auch die mehrfache Staatsangehörigkeit.

Um die deutsche Staatsbürgerschaft bei der Einbürgerung nicht zu verlieren, bedarf es einer Beibehaltungsgenehmigung.

Wer sich ohne Beibehaltungsgenehmigung in Uruguay einbürgern lässt, verliert automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft!

Detaillierte Informationen können beim Generalkonsulat von Uruguay eingesehen werden.

Steuern

Auch aus steuerlicher Sicht ist das Auswandern nach Uruguay hochinteressant. Durch die eingeschränkte Form der Territorialbesteuerung sind alle Auslandseinkommen bis auf Zinsen und Dividenden vollkommen steuerfrei.

Eine potenzielle Steuerpflicht wird nach 183 Tagen im Land ausgelöst.

Steuerübersicht für Uruguay
  • Einkommensteuer 36 %
  • Kapitalertragssteuer 12 %
  • Körperschaftssteuer 25 %
  • Grundsteuer Ja
  • Erbschaftssteuer Nein
  • Vermögenssteuer Ja
  • Steuerwohnsitz 183 Tage
  • Territorialbesteuerung Ja

Einkommensteuer

Die Einkommensteuer auf lokales Einkommen fängt bei 10 % an und steigert sich progressiv auf bis zu 36 %. Pro Jahr gilt ein Freibetrag von 433.776 UYU, was nach aktuellem Wechselkurs 845 € entspricht.

Bei einem Durchschnittseinkommen von umgerechnet 878,03 € pro Monat ist zu erwähnen, dass der Durchschnittsuruguayer kaum bis keine Einkommensteuer zahlt.

EinkommenSteuersatz
0 - 433.776 UYU0 %
433.777 - 619.680 UYU10 %
619.681 - 929.520 UYU15 %
929.521 - 1.859.040 UYU24 %
1.859.041 - 3.098.400 UYU25 %
3.098.401 - 4.647.600 UYU27 %
4.647.601 - 7.126.320 UYU31 %
7.126.321 - ∞36 %

Kapitalertragssteuer

Für Privatpersonen fällt eine Steuer von 12 % auf Kapitalerträge an.

Unternehmen müssen Kapitalerträge mit dem regulären Körperschaftssteuersatz versteuern.

Körperschaftssteuer

In Uruguay beträgt die Körperschaftssteuer 25 % und es gibt keinen Körperschaftssteuerfreibetrag.

Grundsteuer

Die kommunale Grundsteuer beträgt zwischen 0,25 % bis 1,4 % vom Immobilienwert und heißt “contribución inmobiliaria”. Beim Kauf einer Immobilie sollte der Standort aufgrund der starken Schwankungen also genau überlegt sein.

Zusätzlich zur “contribución inmobiliaria” fällt auch noch die “impuesto a la enseñanza primaria” mit 0,1 % bis 0,3 % vom Immobilienwert an. Diese Steuer dient zur Finanzierung von Grundschulen.

Erbschaftssteuer

Erfreulicherweise gibt es in Uruguay keine Erbschafts- und Schenkungssteuer.

Allerdings fällt bei einer Immobilienübertragung die ITP (impuesto a las transmisiones patrimoniales) an.

Die Übertragung einer Immobilie an Verwandte und Kinder wird mit 3 % des Immobilienwertes besteuert. Andere unentgeltliche Übertragung werden mit 4 % besteuert.

Vermögenssteuer

Leider gibt es in Uruguay eine Vermögenssteuer, die für Residents zwischen 0,1 % bis 0,4 % und Non-Residents zwischen 0,7 % bis 1,5 % liegt.

Die genaue Steuerlast ist abhängig vom Wohnort in Uruguay.

Dabei gilt ein Freibetrag von 5.303.000 UYU (124.000 €) für Alleinstehende und 10.606.000 UYU (248.000 €) für Ehepaare.

Umsatzsteuer

In Uruguay beträgt die Umsatzsteuer 22 %.

Auf Nahrungsmittel, Medizin, Hotelübernachtungen und Gesundheitsdienstleistungen fallen nur 10 % an.

Milch, Bücher, Zeitschriften und Landmaschinen sind vollkommen von der Umsatzsteuer befreit.

Doppelbesteuerungsabkommen

Es bestehen Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Uruguay und Deutschland.

Seit 2011 gibt es auch ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz.

Zwischen Uruguay und Österreich besteht kein Doppelbesteuerungsabkommen.

Immobilien

In Uruguay können Ausländer Immobilien kaufen, unabhängig davon, ob sie eine Aufenthaltsgenehmigung besitzen oder nicht.

Lediglich beim Kauf von ländlichen Immobilien, die größer als 500 Hektar sind, gibt es Einschränkungen.

Bei solch großen Immobilien hat das “Instituto Nacional de Colonización”, eine öffentliche Einrichtung zur Förderung der ländlichen Bevölkerung, ein Vorkaufsrecht und kann die Immobilie zum gleichen Preis wie der potenzielle Käufer erwerben. Diese Regel gilt sowohl für Ausländer als auch für uruguayische Staatsbürger.

Mit einem Preis von 3000 bis 4000 € pro Hektar sind landwirtschaftliche Flächen in Uruguay vergleichsweise preiswert und können eine interessante Investition sein.

Beliebte Immobilienwebsites in Uruguay sind Infocasas und Mercado Libre.

Homeschooling & Heimunterricht

Bis zu einer Gesetzänderung im Jahr 2020 war Homeschooling in Uruguay verboten.

Da die Möglichkeit auf Homeschooling noch recht frisch ist, ist nicht klar, wie das Homeschooling ablaufen soll.

Normalerweise kommen Kinder mit sechs Jahren in die Schule und haben dann für neun Jahre Schulpflicht. Bei einem Homeschooling-Lehrplan sollte man sich an diese Rahmenbedingung halten.

Da Homeschooling in Uruguay noch recht ungewöhnlich ist, finden sich wenige Homeschooling Gruppen unter Einheimischen. Gerade unter Einwanderern ist der Unterricht zu Hause, aber immer beliebter.

Vor- & Nachteile beim Auswandern nach Uruguay

Vorteile

Nachteile