Auswandern nach Chile: Dein Leitfaden für ein neues Leben in Südamerika

Auswandern nach Chile – ein Traum vieler Abenteuerlustiger und Naturliebhaber! In diesem faszinierenden Land, erwarten Dich atemberaubende Naturwunder, majestätische Berge und eine Landschaft, die so vielfältig ist wie kaum sonst wo auf der Welt. Von menschenleeren Weiten bis hin zur pulsierenden Megametropole Santiago bietet Chile einen unvergleichlichen Mix aus unberührter Natur und hoch entwickelten Städten.

Für wen sich eine Auswanderung nach Chile lohnt und welche Voraussetzungen gelten, erfährst Du in diesem Ratgeber!

Was man über Chile wissen sollte

Mit einer Fläche von 756.102 km² ist Chile das siebtgrößte Land in Südamerika und etwa doppelt so groß wie Deutschland. Trotz dieser gigantischen Ausmaße liegt die Bevölkerungsdichte bei gerade einmal 24 Personen pro km².

Da etwa die Hälfte der ca. 18,5 Millionen Chilenen im Großraum der Hauptstadt Santiago wohnt, kann man schon erahnen, wie dünn manche Teile des Landes besiedelt sind.

Im Westen und Süden grenzt Chile an den Pazifischen Ozean, im Norden an Peru, im Nordosten an Bolivien und im Osten an Argentinien.

Da die chilenische Regierung ab 1848 auch viele deutsche Auswanderer zur Kolonialisierung des Südens angeworben hat, ist selbst heute in vielen Provinzen, wie z. B. Valdivia, Osorno und Llanquihue, immer noch ein deutscher Einfluss sichtbar.

Die offizielle Amtssprache ist Spanisch, aber aufgrund von Einwanderung aus ganz Europa wird in vielen Orten, neben einigen indigenen Sprachen, auch heute noch Deutsch und andere europäische Sprachen gesprochen.

Mit 66,7 % sind die meisten Chilenen Katholiken, etwa 16,4 % Protestanten und 11,5 % Atheisten.

Wirtschaftlich machen der Dienstleistungs- und Industriesektor den Großteil von Chiles Wirtschaft aus. Im Vergleich zu anderen südamerikanischen Ländern spielt die Landwirtschaft mit nur 3,3 % von Bruttoinlandsprodukt eine vergleichsweise kleine Rolle.

Klima

Obwohl Chile durchschnittlich nur ca. 180 km breit ist, ist das Klima aufgrund der Länge von fast 4300 km sehr vielfältig. Durch die Lage auf der Südhalbkugel sind die Jahreszeiten gegenüber den europäischen genau entgegengesetzt.

Das Land lässt sich grob in die drei Klimazonen Nord-, Zentral- und Südchile aufteilen.

In Nordchile ist das Klima von der Atacama-Wüste und Bergen der Anden mit teils über 6000 m Höhe geprägt. Die Atacama-Wüste zählt zu den trockensten Regionen der Erde und selbst mehrere Jahre ohne Regen sind keine Seltenheit.

In Zentralchile herrscht ein mediterranes Klima, das dem europäischen Mittelmeerraum sehr ähnlich ist. Durch das milde Klima und fruchtbare Böden ist die Region ideal für Landwirtschaft.

Hingegen ist das Klima in Südchile von viel Regen und kühleren Temperaturen geprägt und auch Schnee ist im Winter keine Seltenheit. In der Los Lagos Region herrscht beispielsweise ein ähnliches Klima wie Deutschland, kein Wunder also, dass damals viele Deutsche in diese Region ausgewandert sind.

Generell ist das Klima in Chile also sehr vielfältig und hat für jede Vorliebe etwas zu bieten.

Lebenshaltungskosten

Das Leben in Chile ist im Vergleich zu anderen südamerikanischen Länder deutlich teurer, aber dennoch günstiger als in Deutschland.

Als grober Richtwert gilt, dass eine Familie, die in Deutschland 4500 € pro Monat zum Leben braucht, in Chile mit nur 2900 € über die Runden kommt. Eine alleinstehende Person, die in Deutschland pro Monat 1670 € ausgibt, benötigt in Chile nur ca. 1000 €.

Trotz der hohen Lebenshaltungskosten liegt das durchschnittliche netto Gehalt bei gerade einmal knapp 600 € pro Monat. Für viele Chilenen ist das Leben aus finanzieller Sicht also sehr schwierig.

Besonders in Santiago sind die Lebenshaltungskosten vergleichbar mit vielen westlichen Nationen. In den ländlichen Regionen ist das Leben zwar insgesamt günstiger, dafür sind Lebensmittel durch die langen Transportwege häufig teurer als im Großraum Santiago.

Vor allem bei den Mietkosten kann man im Vergleich zu Deutschland ca. 50 % sparen.

Wie eigentlich in jedem südamerikanischen Land gilt also auch in Chile, dass man sein Geld besser im Ausland bzw. online verdient oder gar nicht mehr arbeiten muss. Für hoch qualifizierte Fachkräfte kann sich das Arbeiten in Chile in manchen Fällen zwar lohnen, ein normaler Arbeitnehmer wird es aufgrund des geringen Gehalts aber sicherlich schwierig haben. Zudem beträgt die Wochenarbeitszeit 45 Stunden.

Chile ist also kein Billigland und gehört zu den teuersten in ganz Lateinamerika.

Aufenthaltsgenehmigung

Für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen brauchen deutsche Staatsbürger kein Visum.

Wenn jedoch eine längere Reise bzw. Auswanderung nach Chile geplant ist, kommt man nicht um das Thema Aufenthaltsgenehmigung herum.

Generell gibt es viele verschiedene Wege, eine temporäre Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Dabei sind die Voraussetzungen im südamerikanischen Vergleich zwar höher als in anderen Ländern, aber im internationalen Vergleich immer noch recht gering.

Die nachfolgenden Visakategorien sind besonders interessant für Auswanderer.

Temporäre Aufenthaltsgenehmigung

Rentner- & Privatiervisum

Das Rentner- bzw. Privatiervisum ist für Personen, die eine Rente beziehen bzw. Vermögenswerte besitzen, aus denen sie ein regelmäßiges Einkommen erhalten.

Dabei muss die Rente bzw. die Erträge aus Vermögenswerten (z. B. Immobilien oder Wertpapiere) so hoch sein, dass die Grundlebenshaltungskosten in Chile gedeckt sind.

Von den Migrationsbehörden wird zwar kein offizieller Betrag genannt, aber als Erfahrungswert gilt, dass für den Antragsteller ca. 1000 € bis 1400 € monatlich nachgewiesen werden müssen und für jedes weiter Familienmitglied jeweils weitere 500 €.

Nach erfolgreicher Ausstellung ist das Privatier- bzw. Rentnervisum zunächst 1 Jahr gültig, kann aber einfach verlängert werden.

Arbeitsvisum

Natürlich ist das Auswandern nach Chile auch über den klassischen Weg via Arbeitsverhältnis möglich. Vor allem, wenn man entsprechende Qualifikationen aus Europa mitbringt, ist dieser Weg recht einfach.

Alles, was man dazu benötigt, ist ein Arbeitsvertrag oder formelles Stellenangebot in Chile.

Das Arbeitsvisum ist zunächst für 2 Jahre gültig und kann nach Ablauf einfach um weitere 2 Jahre verlängert werden.

Wer bei der Beantragung des Arbeitsvisums zunächst nur ein formelles Stellenangebot hat, erhält vorerst eine temporäre Aufenthaltserlaubnis für 90 Tage. Nachdem man in Chile eingereist ist, muss dann der unterschriebene Arbeitsvertrag innerhalb von 45 Tagen bei der Migrationsbehörde nachgereicht werden, um eine Verlängerung zu erhalten.

Familienmitglieder wie Ehepartner und Kinder sind im Antrag natürlich auch enthalten.

Wie bei fast jeder Visakategorie in Chile muss das Arbeitsvisum vom Ausland aus beantragt werden. Es ist also nicht möglich als Tourist nach Chile einzureisen und auf Gut Glück ein Job zu suchen, um im Land zu bleiben.

Studentenvisum

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern führt ein Studentenvisum in Chile nach kurzer Zeit zu einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung und ist somit eine attraktive Option, um nach Chile auszuwandern.

Dazu muss die Universität bzw. Bildungseinrichtung, an der man studieren möchte, vom chilenischen Staat anerkannt sein und der Antragsteller muss nachweisen, wie er das Studium finanziert (Bürgen aus Chile, Ersparnisse, Einkommen, Stipendium, …).

Mit dem Studentenvisum darf man außerdem bis zu 30 Stunden pro Woche arbeiten. So ist es besonders leicht Fuß in Chiles Arbeitswelt zu fassen, da potenzielle Arbeitgeber keinen Aufwand damit haben ein Arbeitsvisum zu beantragen.

Nach Ausstellung ist das Studentenvisum bis zu 1 Jahr gültig, kann aber einfach verlängert werden, wenn weiterhin alle Voraussetzungen erfüllt sind.

Familienzusammenführung

Der wohl einfachste Weg nach Chile auszuwandern ist über eine Familienzusammenführung.

Dazu muss eine der folgenden Beziehung zu einem chilenischen Staatsbürger oder einer Person mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung bestehen:

• Ehepartner oder eingetragene Lebenspartnerschaft
• Eltern
• Minderjähriges Kind
• Kind mit Behinderung
• Unverheiratetes Kind unter 24, das noch studiert bzw. sich in einer Ausbildung befindet
• Minderjährige unter persönlicher Obhut

Im Gegensatz zu vielen anderen Visakategorien ist Beantragung einer temporären Aufenthaltsgenehmigung wegen Familienzusammenführung auch in Chile möglich, kann aber natürlich auch im Ausland erfolgen.

Nach Ausstellung beträgt die Gültigkeit bis zu 2 Jahre, kann aber einfach um weiter 2 Jahre verlängert werden.

Investorenvisum

Leider wurde die Mindestinvestitionssumme für ein Investorenvisum in 2022 erhöht und ist seit dem für die meisten Auswanderer nicht mehr erschwinglich, da nun mindestens 500.000 USD investiert werden müssen. Vorher haben deutlich kleinere Beträge ausgereicht.

Die Investition muss dabei der Herstellung von Waren oder Dienstleistungen dienen.

Zu Beginn ist das Investorenvisum für 1 bis 2 Jahre gültig, kann anschließend aber verlängert werden.

Dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung

Um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung (Residencia Definitivia) beantragen zu können, muss man seit mindestens 2 Jahren mit temporärer Aufenthaltsgenehmigung in Chile gelebt haben.

Für folgende Visagruppen ist der Wechsel zur dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung bereist nach 12 Monaten möglich:

• Familienzusammenführung
• Missionare
• Rentner bzw. Privatiers
• Personen mit Investorenvisum (wenn sich die Investition als erfolgreich erwiesen hat)
• Bürger aus dem Mercosur Ländern sowie Bolivien

Die allgemeine Frist von 2 Jahren kann von den Migrationsbehörden aber auch verlängert werden, wenn gegen Gesetze verstoßen wurde oder der Verdacht besteht, dass zu wenig Einkommen vorhanden ist, um den Lebensunterhalt in Chile zu bestreiten.

Studenten können die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erst erhalten, wenn sie das Studium abgeschlossen haben.

Je nach vorherige Visakategorie sind bei der Beantragung der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung unterschiedliche Dokumente notwendig.

Staatsbürgerschaft

Staatsbürgerschaft Chile Übersicht

• Geburtsortsprinzip Ja
• Doppelte Staatsbürgerschaft Ja
• Mehrfache Staatsbürgerschaft Ja
• Einbürgerung nach 2 - 5 Jahre
• Visafreie Länder 174

Die chilenische Staatsbürgerschaft kann beantragt werden, nachdem man 5 Jahre in Chile gelebt hat und eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung besitzt. Dabei zählt auch die Zeit, die man mit temporärer Aufenthaltsgenehmigung in Chile verbracht hat.

Für Personen, die mit einem chilenischen Staatsbürger verwandt sind, ist die Einbürgerung unter folgenden Voraussetzungen sogar nach bereit 2 Jahren möglich:

• Ehepartnern von chilenischen Staatsbürgern, die seit mindestens 2 Jahren verheiratet sind und in einem Haushalt leben
• Personen, die Verwandter von chilenischen Staatsbürgern bis zum 2ten Verwandtschaftsgrad sind oder von einem Chilenen adoptiert wurden
• Personen, die ein Elternteil haben, das chilenischer Staatsbürger war, aber diese vor der eigenen Geburt verloren hat

Chile erlaubt sowohl die doppelte als auch mehrfache Staatsangehörigkeit. Zudem ermöglicht der chilenische Pass die visafreie Einreise in 174 Länder, darunter auch die gesamte EU und sogar die USA via ESTA. Der Pass kann also problemlos mit vielen europäischen mithalten.

Möchte man die deutsche Staatsbürgerschaft behalten, muss vor der Einbürgerung in Chile bei den deutschen Behörden eine Beibehaltungsgenehmigung beantragt werden. Ohne Beibehaltungsgenehmigung verliert man durch die Annahme der chilenischen Staatsbürgerschaft automatisch die deutsche!

Der gesamte Einbürgerungsprozess ist ziemlich langwierig und dauert im Durchschnitt ca. 3 Jahre.

Wer es seinen Kindern also einfach machen will, bringt diese in Chile zur Welt, da diese durch das Geburtsortprinzip automatisch die chilenische Staatsbürgerschaft erhalten.

Steuern

Auch aus steuerlicher Sicht ist Chile sehr interessant.

Neue Auswanderer müssen nämlich für die ersten 3 Jahre in Chile keine Einkommensteuer auf ausländisches Einkommen zahlen. Anschließend ist eine Verlängerung um weitere 3 Jahre möglich.

In den ersten 6 Jahren muss also lediglich Einkommen aus chilenischen Quellen versteuert werden.

Anschließend sind die Steuern zwar niedriger als in Deutschland, aber als Niedrigsteuerland kann man Chile definitiv nicht bezeichnen.

Einkommensteuer

Die Einkommensteuer beträgt je nach Einkommen zwischen 0 und 40 %. Bewertungsgrundlage sind dabei die sogenannten ATU (“Annual Taxable Units”), eine Einheit, die monatlich entsprechend der Veränderung der Lebenshaltungskosten angepasst wird.

Nach der aktuellen ATU-Rate gelangt man ab einem Einkommen von 247.843,51 € in den Spitzensteuersatz von 40 %.

Kapitalertragssteuer

In Chile gibt es keine Kapitalertragssteuer.

Kapitalerträge bzw. Dividenden werden mit dem persönlichen Einkommensteuersatz von 0 bis 40 % besteuert.

Körperschaftssteuer

Die Körperschaftssteuer beträgt zwischen 25 und 27 %.

Kleine oder mittelständische Unternehmen werden mit 25 % Körperschaftssteuer belastet.

Unternehmen die dem teilweise integrierten Systemen (PIS) unterliegen werden mit 27 % besteuert.

Grundsteuer

Bei landwirtschaftlich genutzten Immobilien beträgt die Grundsteuer 1,0 %. Für andere Immobilien fällt in der Regel 1,4 % an.

Wenn der steuerliche Gesamtwerte des Eigentümers jedoch 530.000 USD übersteigt, wird auf die Grundsteuer ein progressiver Aufschlag erhoben.

Erbschaftssteuer

Die Erbschaftssteuer steig in Chile progressiv auf bis zu 25 % an. Gleiches gilt auch für die Schenkungssteuer.

Vermögenssteuer

In Chile gibt es keine Vermögenssteuer.

Umsatzsteuer

Die Umsatzsteuer beträgt in Chile 19 % und fällt auf Waren und Dienstleistungen an.

Doppelbesteuerungsabkommen

Zurzeit hat Chile kein Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland.

Seit 2016 besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Österreich und seit 2010 mit der Schweiz.

Immobilien

Beim Kauf von Immobilien sind die Einschränkungen für Ausländer recht gering.

Lediglich eine chilenische Steuernummer (Número Tributario) ist für den Kauf von Immobilien Pflicht. Es bedarf also keiner Aufenthaltsgenehmigung, da auch Touristen Immobilien kaufen können.

Allerdings ist der Kauf von Grundstücken im Grenzgebiet von 10 km bzw. 5 km zur Küste chilenischen Staatsbürgern vorbehalten und ansonsten nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich.

Für Staatsbürger und Unternehmen aus Chiles Nachbarländern gelten noch strengere Auflagen, die für Auswanderer aus Europa aber irrelevant sind, solange sie nicht zufällig eine Staatsbürgerschaft aus Chiles Nachbarländern besitzen.

Wohnung und Häuser sind zwar günstiger als in Deutschland, aber meistens auch aus einfacheren Baumaterialien. Viele Häuser und Wohnungen sehen äußerlich sehr gut aus, können aber häufig qualitativ nicht mit deutschen Häusern mithalten.

Homeschooling & Heimunterricht

Homeschooling ist in Chile legal und schätzungsweise 2000 Kinder werden zu Hause unterrichtet. Bei einer Bevölkerung von 18,5 Millionen ist das natürlich recht wenig, was vermutlich auch dem vergleichsweise gutem Bildungssystem geschuldet ist.

Generell gilt eine Schulpflicht von 6ten bis zum 17ten Lebensjahr.

Kinder, die zu Hause unterrichtet werden, können sich die regulären Schulabschlüsse durch externe Prüfungen anerkennen lassen.

Vor- & Nachteile beim Auswandern nach Chile

Vorteile

• Hohe Lebensqualität
• Vielfältiges Klima und Landschaften
• Gute Voraussetzungen für Selbstversorgung
• 6 Jahre steuerfreies Leben möglich
• Homeschooling ist legal
• Günstigere Lebenshaltungskosten und Immobilien als in Deutschland
• Gutes Bildungs- und Gesundheitssystem

Nachteile

• Teurer als die meisten südamerikanischen Länder
• Importierte Markenprodukte häufig deutlich teurer als in Deutschland
• Einwanderungsbedingungen sind höher als in anderen südamerikanischen Ländern